Mein Interesse am Brot backen wurde durch die Currywurst geweckt. Damals, als ich noch in Saarbrücken lebte und im «Kalinski» arbeitete – der wohl legendärsten Currywurstbude Deutschlands.
Der ebenso findige wie umtriebige Gründer Thilo Kalinski bedauerte, dass es im Saarland keine ehrliche Currywurst mehr gab und eröffnete darum 2014 eine eigene Wurstwirtschaft. Beste regionale Wurstqualität trifft seither auf große selbstgemachte Saucen!
Thilo Kalinski fand aber auch, dass es in Saarbrücken kaum mehr gutes Brot zu kaufen gab; so richtig gutes Brot, mit krosser Kruste, luftig-elastischer Krume und von himmlischem Duft. Also ging er kurzerhand in die Bäckerlehre, machte danach seinen Meister und eröffnete die Bäckerei «Brot und Sinne», die damals noch «Brot und Seele» hieß. Ein ebenso durchschlagender Erfolg wie das «Kalinski».
Vom ersten Tag an ging ich jeweils nach getaner Arbeit, mit einem Freudestrahlen im Gesicht, bei «Brot und Seele» einkaufen: französisches Baguette mit Mehl aus einer Mühle in der Nähe von Paris, Angelini (mit Kardamom) nach dem Rezept einer italienischer Nonna oder kleine Kalinski-Brötchen mit Maismehl (die ich «zweckentfremdete» und zu meinen Lieblings-Burgerbrötchen machte).
Dann und wann half ich auch in der Backstube aus und irgendwie war das wie Yoga. Völlig rausgenommen aus der realen Welt ging es nur um eines: um Teig – um nichts anderes als um Teig. Teig ansetzen, Teig ruhen lassen, Teig weiterverarbeiten, Teig ruhen lassen, Teig falten, Teig ruhenlassen, Teig formen, Teig ruhen lassen, Teig backen, Teig ruhenlassen. Und das alles mit viel Liebe und Gefühl.
Und seither backe ich zu Hause Brot.
PS: Wer sich für Brot interessiert, dem sei der Film «Brot» des österreichischen Regisseurs Harald Friedl wärmstens empfohlen. Brot zwischen traditionellem Handwerk und industrieller Massenproduktion, zwischen Kunst und Profit.
Bitte hier entlang: